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GPT-5.1-Codex-Max: Das steckt im neuen Coding-Modell

Von Dennis
GPT-5.1-Codex-Max

Am 19. November 2025 hat OpenAI ein Modell veröffentlicht, das nicht für Smalltalk gedacht ist. GPT-5.1-Codex-Max richtet sich gezielt an Entwickler – und verändert die Arbeit mit Code grundlegend. Statt nur Snippets vorzuschlagen, arbeitet das Modell tagelang in deiner Codebase, versteht den Zustand deines Projekts und führt selbstständig Refactorings durch. OpenAI nennt es ein „agentisches" Modell. Das klingt nach Buzzword, beschreibt aber ziemlich genau, was hier passiert.

Der Release fällt in eine heiße Phase des KI-Markts. Google brachte kurz vorher Gemini 3 Pro heraus, Anthropic legte wenige Tage später mit Claude Opus 4.5 nach. Alle drei Unternehmen buhlen um die gleiche Zielgruppe: Entwickler und Teams, die KI nicht nur als Chatbot nutzen wollen, sondern als echtes Werkzeug im Entwicklungsprozess. In diesem Wettbewerb positioniert sich Codex-Max als das Arbeitspferd – nicht das schlaueste Modell (Claude Opus 4.5 holt hier mehr Benchmark-Punkte), aber das ausdauerndste und pragmatischste.

Für dich stellt sich eine klare Frage: Lohnt sich der Umstieg? Brauchst du ein Modell, das über Stunden autonom arbeitet? Oder reicht ein günstigeres Modell, das schnelle Antworten liefert? Die Entscheidung hängt davon ab, wie du programmierst und was du automatisieren willst. In den folgenden Abschnitten erfährst du, was Codex-Max wirklich kann, wo es anderen Modellen überlegen ist und wann du besser zur Konkurrenz greifst.

Was macht GPT-5.1-Codex-Max anders als andere Modelle?

OpenAI hat Codex-Max nicht als Allrounder gebaut. Das Modell versteht sich als Spezialist für Software-Entwicklung – und das merkt man. Die Architektur wurde auf sogenannte „agentische Workflows" trainiert, also Arbeitsabläufe, bei denen die KI nicht nur antwortet, sondern aktiv handelt. Codex-Max nutzt Werkzeuge, korrigiert eigene Fehler und verfolgt Pläne über lange Zeiträume. OpenAI rät sogar explizit davon ab, das Modell für normale Chats zu verwenden.

Warum diese Einschränkung? Weil Codex-Max Verhaltensweisen zeigt, die in einem Chatbot seltsam wären. Es löscht und schreibt ganze Dateistrukturen neu, wenn das für sauberen Code nötig ist. Es arbeitet stundenlang an einer Aufgabe, ohne dass du eingreifst. Für einen Chat wäre das irritierend – für Softwareentwicklung ist es genau das, was du brauchst. Der Name „Codex-Max" signalisiert bewusst: Das hier ist kein GPT-5.1 mit neuem Anstrich, sondern ein spezialisierter Experte.

Die Compaction-Technologie: Das Kernfeature

Jedes Sprachmodell hat ein Kontextfenster – also ein Limit, wie viel Text es gleichzeitig „im Kopf" behalten kann. Bei 128.000 Token ist Schluss, dann vergisst das Modell die ältesten Informationen. Für normale Chats reicht das, aber für Softwareentwicklung ist es ein Problem. Stell dir vor, du startest am Morgen eine große Refactoring-Aufgabe. Nach zehn Stunden Arbeit hat das Modell vergessen, welche Architekturentscheidungen du am Anfang getroffen hast. Der Code wird inkonsistent.

Codex-Max löst das mit einer Technik namens „Compaction". Das Modell überwacht kontinuierlich, wie voll sein Kontextfenster ist. Sobald ein Schwellenwert erreicht ist, pausiert es kurz und analysiert den bisherigen Verlauf. Welche Dateien wurden geändert? Welche Bugs sind noch offen? Welche Designentscheidungen gelten? Diese Informationen werden verdichtet und in das nächste Kontextfenster übertragen – nicht als Rohtext, sondern als komprimierte semantische Repräsentation. OpenAI spricht von der Fähigkeit, „über Millionen von Token in einer einzigen Aufgabe kohärent zu arbeiten".

Das unterscheidet Compaction von RAG (Retrieval Augmented Generation), das viele andere Systeme nutzen. RAG durchsucht externe Dokumente und fügt relevante Abschnitte ein – verliert dabei aber oft den roten Faden. Compaction behält den narrativen Bogen der Entwicklung bei. Du kannst am Freitagabend einen komplexen Migrationsauftrag starten und am Montagmorgen einen fertigen Pull Request vorfinden. Interne Tests zeigten Agenten, die über 24 Stunden an einem Problem arbeiteten, ohne in inkohärente Schleifen zu verfallen.

Native Windows-Unterstützung: Ein oft übersehenes Feature

Ein Detail, das Enterprise-Nutzer aufhorchen lässt: Codex-Max wurde nativ auf Windows-Umgebungen trainiert. Klingt banal, ist es aber nicht. Die meisten KI-Modelle haben einen Linux-Bias, weil der Großteil der Trainingsdaten (GitHub, StackOverflow) und die Forschungsumgebungen selbst Linux-basiert sind. Das führt zu typischen Fehlern: Das Modell schlägt „ls" statt „dir" vor, verwendet falsche Pfadseparatoren oder versteht PowerShell-Syntax nicht.

Codex-Max wurde gezielt auf Windows-Systemadministration, PowerShell-Scripting und das .NET-Ökosystem trainiert. Für Entwickler in Banken, Versicherungen oder der Industrie – wo Windows Server und C# dominieren – ist das ein echter Vorteil. Das Modell versteht nuancierte Unterschiede bei Dateiberechtigungen (ACLs) und Umgebungsvariablen unter Windows. Die Frustration bei der Nutzung in Unternehmensnetzwerken sinkt erheblich.

Die neuen Werkzeuge: apply_patch und shell

Bisher war Arbeiten mit KI-generiertem Code eine Sache des Kopierens und Einfügens. Das Modell schlug Code vor, du hast ihn manuell übertragen und gehofft, dass die Zeilennummern stimmen. Mit Codex-Max ändert sich das grundlegend. Zwei neue Werkzeuge machen das Modell zum aktiven Mitarbeiter in deinem Entwicklungsprozess: apply_patch und shell.

Was bedeutet das konkret? Statt Textblöcke zu liefern, erzeugt das Modell strukturierte Diffs. „Füge in Zeile 47 nach dem Funktionsaufruf diese drei Zeilen ein" oder „Lösche den Block von Zeile 120 bis 135 und ersetze ihn durch folgenden Code". Das eliminiert typische Fehlerquellen wie falsches JSON-Escaping oder erfundene Zeilennummern. Partner von OpenAI berichten von einer 7-prozentigen Verbesserung bei Diff-Operationen und deutlich höherer Zuverlässigkeit bei größeren Refactorings.

apply_patch: Strukturierte Code-Änderungen

Das apply_patch-Tool entfaltet sein Volles erst im iterativen Einsatz. Statt dem Modell einen riesigen Änderungsauftrag zu geben („Refaktoriere die gesamte Datei"), arbeite in kleinen Schritten. Bitte um eine einzelne Änderung, prüfe das Ergebnis, dann die nächste. So behältst du die Kontrolle und das Modell macht weniger Fehler, weil es sich auf überschaubare Aufgaben konzentriert.

Gib dem Modell außerdem Feedback. Wenn ein Patch einen Compiler-Fehler verursacht, teile diesen Fehler mit. Codex-Max wurde darauf trainiert, aus solchen Rückmeldungen zu lernen und korrigierte Patches nachzuliefern. Der iterative Loop – Änderung vorschlagen, testen, korrigieren – ist der Hauptvorteil gegenüber dem klassischen Copy-Paste-Workflow. Du sparst Zeit und reduzierst Fehler.

shell: Befehle direkt ausführen

Das shell-Tool geht noch weiter. Es erlaubt dem Modell, Befehle auf deinem System auszuführen – natürlich nur in einer von dir kontrollierten Umgebung. Damit schließt sich der Kreis zwischen Denken und Handeln. Ein typischer Workflow sieht so aus: Das Modell erkundet mit „ls" die Dateistruktur, sucht mit „grep" nach relevanten Code-Stellen, wendet mit apply_patch seine Änderungen an und führt mit „npm test" die Tests aus. Basierend auf dem Testergebnis iteriert es selbstständig weiter.

Natürlich erfordert Shell-Zugriff Vorsicht. Lass das Modell niemals auf deinem Produktivsystem arbeiten – immer nur in einer abgeschotteten Sandbox wie einem Docker-Container. Die Verantwortung für die Sicherheit der Ausführungsumgebung liegt bei dir. Aber für lokale Entwicklungsarbeit oder CI/CD-Pipelines ist shell ein enormer Produktivitäts-Boost. Statt jede Änderung manuell zu testen, durchläuft der KI-Agent den gesamten Zyklus aus Ändern, Testen und Korrigieren eigenständig.

Preise und Kosten: Was Codex-Max dich kostet

OpenAI hat die Preise für Codex-Max aggressiv niedrig angesetzt. Mit 1,25 Dollar pro Million Input-Token und 10 Dollar pro Million Output-Token unterbietet das Unternehmen die Konkurrenz deutlich. Claude Opus 4.5 von Anthropic kostet mit 5 Dollar pro Million Input-Token das Vierfache. Googles Gemini 3 Pro liegt bei etwa 2 Dollar. Für Entwickler, die Agenten-Systeme mit vielen internen Verarbeitungsschritten bauen, macht dieser Unterschied richtig viel aus.

Noch attraktiver wird das Angebot durch das verlängerte Prompt-Caching. Gecachte Tokens kosten nur ein Zehntel des regulären Preises – also 0,125 Dollar pro Million. Wenn du wiederholt mit derselben Codebasis oder Dokumentation arbeitest, sinken deine effektiven Kosten dramatisch. Das Cache bleibt jetzt 24 Stunden gültig statt wie bisher nur wenige Minuten. Bei mehrstündigen Debugging-Sessions oder iterativer Textarbeit summiert sich das schnell.

ModellInput (pro 1M Token)Gecachter InputOutput (pro 1M Token)Kontextfenster
GPT-5.1-Codex-Max1,25 $0,125 $10,00 $Multi-Window (Compaction)
Claude Opus 4.55,00 $0,50 $25,00 $200.000 Token
Gemini 3 Pro2,00 $variabel12,00 $1-2 Millionen Token
Claude Sonnet 4.53,00 $0,30 $15,00 $200.000 Token

Warum die Preise so niedrig sind

Agentische Workflows sind teuer. Ein KI-Agent, der stundenlang arbeitet, liest permanent riesige Mengen an Code (Input), schreibt aber vergleichsweise wenig (Output). Die niedrigen Input-Kosten sind kein Zufall – sie machen erst möglich, dass 24-Stunden-Loops wirtschaftlich tragbar werden. Für ein komplexes Refactoring, das Millionen von Token verbraucht, zahlst du mit Codex-Max vielleicht 10-20 Dollar. Mit Claude Opus 4.5 wären das schnell 50-100 Dollar – bei vergleichbarer Qualität.

Der zweite Spareffekt kommt von der Compaction-Technologie selbst. Weil das Modell seinen Kontext komprimiert, muss es in späteren Phasen einer Aufgabe weniger Token lesen als ein Modell, das den gesamten Verlauf als Rohtext mitschleppt. Du sparst also doppelt: durch niedrige Basispreise und durch effizientere Verarbeitung.

Benchmarks: Wie schneidet Codex-Max ab?

In der KI-Welt sind Benchmarks die Währung der Glaubwürdigkeit. Aber mit agentischen Modellen haben sich die relevanten Metriken verschoben. Es geht nicht mehr nur darum, ob ein Modell ein Code-Snippet schreiben kann (HumanEval), sondern ob es ein echtes Ticket in einem echten Repository lösen kann (SWE-bench). Hier wird die Luft dünner – und die Unterschiede zwischen den Modellen zeigen sich deutlicher.

Ein Wort zur Einordnung: Benchmarks messen isolierte Aufgaben. Die Stärke von Codex-Max – das Arbeiten über lange Zeiträume – wird davon nur teilweise erfasst. Trotzdem geben die Zahlen einen guten Anhaltspunkt, wo das Modell steht.

SWE-bench Verified: Der Goldstandard

Der SWE-bench Verified misst, ob eine KI echte GitHub-Issues lösen kann – Bugs oder Feature Requests in populären Python-Bibliotheken wie Django, scikit-learn oder Flask. Das Modell muss den Code verstehen, den Bug reproduzieren, einen Fix schreiben und Tests bestehen. Kein einfaches Snippet-Rätsel, sondern echte Software-Arbeit.

ModellReasoning-LevelScore
Claude Opus 4.5High80,9%
GPT-5.1-Codex-MaxxHigh77,9%
Claude Sonnet 4.5High77,2%
Gemini 3 Pro76,2%

Claude Opus 4.5 holt die Krone – drei Prozentpunkte Vorsprung. Für isolierte Logikprobleme bleibt Anthropics Modell das präziseste. Aber: Alle Top-Modelle knacken jetzt die 75%-Marke. Drei von vier realen Software-Problemen lösen sie autonom. Vor einem Jahr war das noch undenkbar. Der Vorteil von Codex-Max liegt weniger im Spitzen-Score, sondern in der Konsistenz über extrem lange Aufgaben.

Terminal-Bench 2.0: Arbeiten mit der Kommandozeile

Ein Agent, der Code schreibt, aber ihn nicht ausführen oder deployen kann, hilft dir wenig. Der Terminal-Bench misst, wie gut ein Modell mit der Shell (Bash oder PowerShell) umgehen kann. Hier zeigt Codex-Max seine Stärke:

ModellScore
GPT-5.1-Codex-Max58,1%
Gemini 3 Pro54,2%
Claude Sonnet 4.550,0%

Fast vier Prozentpunkte Vorsprung vor Gemini 3 Pro. Das korreliert direkt mit der Fähigkeit, Abhängigkeiten zu installieren, Docker-Container zu verwalten und Git-Merge-Konflikte zu lösen – essenzielle Fähigkeiten für autonomen Betrieb. Codex-Max versteht Systemumgebungen besser als die Konkurrenz.

Codex-Max vs. Gemini 3 Pro vs. Claude Opus 4.5

Der KI-Markt Ende 2025 ist kein Ein-Modell-Spiel mehr. Jeder Anbieter hat Stärken in unterschiedlichen Bereichen. Pauschal zu sagen „Codex-Max ist das beste Modell" wäre zu kurz gegriffen. Die Frage lautet eher: Was willst du damit machen?

Codex-Max nimmt im Triptychon der KI-Modelle die Rolle des pragmatischen Arbeitspferdes ein. Claude Opus 4.5 ist das Genie für isolierte Logikprobleme. Gemini 3 Pro glänzt mit visuellen Aufgaben und riesigen Kontextfenstern. Keines dominiert überall.

Vergleich: Wann welches Modell?

KriteriumGPT-5.1-Codex-MaxGemini 3 ProClaude Opus 4.5
Kontext-TechnologieCompaction (Multi-Window)Großes Fenster (2M+)Standard (200k)
SWE-bench Verified77,9%76,2%80,9%
Terminal-Bench58,1%54,2%~50%
Preis (Input/1M Token)1,25 $2,00 $5,00 $
Windows-SupportNativ trainiertEingeschränktEingeschränkt
Multimodal (Bilder/Video)Nur Frame-ExtraktionNative UnterstützungGut
Beste fürLong-Running Backend TasksFrontend / Creative / UIKomplexe Algorithmen

Wann du Codex-Max wählen solltest

Codex-Max ist die richtige Wahl, wenn du Backend-Aufgaben automatisieren willst – Refactorings, Migrationen, CI/CD-Reparaturen. Die Kombination aus Compaction, niedrigen Preisen und Shell-Integration macht es zum besten Werkzeug für lang laufende Aufgaben. Auch für Windows-Entwicklung gibt es aktuell keine bessere Option. Wenn dein Team in .NET oder PowerShell arbeitet, spart Codex-Max viel Frustration.

Ein weiterer Pluspunkt: Die Preise. Für Teams, die viele API-Aufrufe machen, summiert sich der Unterschied schnell. Ein komplexer Migrationsauftrag kostet mit Codex-Max einen Bruchteil dessen, was Claude Opus 4.5 verlangt.

Wann andere Modelle besser passen

Für Frontend-Aufgaben und UI-Design liegt Gemini 3 Pro vorn. Frühe Nutzerberichte zeigen, dass Gemini beim Generieren von Benutzeroberflächen aus Screenshots ungeschlagen ist. Codex-Max „kämpfte ein wenig" mit visuellen Aufgaben und brauchte mehr Follow-up-Prompts, um das Design zu treffen.

Wenn du maximale Präzision bei isolierten Logikproblemen brauchst – etwa beim Nachvollziehen komplexer Forschungspapiere oder beim Schreiben schwieriger Algorithmen – bleibt Claude Opus 4.5 die erste Wahl. Der 3%-Vorsprung im SWE-bench ist real. Auch beim kreativen Schreiben und bei Aufgaben, die „Persönlichkeit" erfordern, wirkt Claude natürlicher.

Gemini 3 Pro empfiehlt sich außerdem für alle, die massive Dokumentenmengen verarbeiten müssen. Das 2-Millionen-Token-Kontextfenster hat keine Konkurrenz. Stundenlange Video-Transkripte, komplette Buchmanuskripte oder riesige Codebases in einem Rutsch – dafür ist Gemini gemacht. Codex-Max löst das Problem anders (mit Compaction), aber für manche Workflows ist ein riesiges Fenster einfach praktischer.

Praktische Einsatzszenarien: Was kann ich damit bauen?

Codex-Max ist nicht dazu gedacht, kleine Skripte zu schreiben – dafür reicht das günstigere Mini-Modell. Der echte Mehrwert zeigt sich bei Aufgaben, die bisher menschliche Entwickler tage- oder wochenlang beschäftigt haben. Drei Szenarien verdeutlichen das.

Szenario A: Legacy-Migration

Viele Unternehmen sitzen auf altem Code – Python 2.7, Java 8, alte Angular-Versionen. Eine Migration ist teuer und fehleranfällig. Normalerweise sitzt ein Team wochen- oder monatelang daran. Mit Codex-Max gibst du dem Agenten Zugriff auf das Repository und erteilst den Befehl: „Migriere dieses Modul auf Python 3.12, ersetze alle veralteten Bibliotheken und stelle sicher, dass die Unit Tests grün sind."

Durch Compaction behält der Agent den Kontext des gesamten Projekts, während er Datei für Datei durchgeht. Er vergisst bei Datei 50 nicht, wie er in Datei 1 die Datenbankverbindung umgestellt hat. Du kannst am Freitag starten und am Montag einen fertigen Pull Request reviewen.

Szenario B: Autonome CI/CD-Reparatur

Wenn ein nächtlicher Build fehlschlägt, muss normalerweise am nächsten Morgen ein Entwickler den Log analysieren. Codex-Max lässt sich in die Pipeline integrieren. Bei einem Fehler analysiert der Agent den Stack Trace, identifiziert den problematischen Commit, schreibt einen Fix, führt die Tests lokal aus und pusht den Fix als neuen Commit – alles bevor das Team aufwacht. Die „Mean Time to Recovery" sinkt drastisch.

Szenario C: Security-Überprüfung

Sicherheitsüberprüfungen finden oft erst am Ende der Entwicklung statt. Mit Codex-Max kann ein Agent als permanenter Code-Reviewer arbeiten, der jeden Pull Request auf Sicherheitslücken prüft – SQL Injection, XSS und andere typische Schwachstellen. Da das Modell speziell auf solche Muster trainiert wurde, erkennt es subtile Probleme besser als statische Analysetools.

Reasoning Effort: Denktiefe selbst steuern

GPT-5.1 führt konfigurierbare „Reasoning Efforts" ein – ähnlich wie bei den o1/o3-Modellen, aber feiner steuerbar. Du kannst dem Modell sagen, wie viel Denkarbeit es aufwenden soll. Das spart Kosten bei einfachen Aufgaben und liefert bessere Ergebnisse bei komplexen.

Die Stufen: Low und Medium eignen sich für schnelle Code-Vervollständigungen und einfache Refactorings. High und xHigh (Extra High) sind für komplexe Architekturplanung und schwierige Debugging-Sitzungen gedacht. Bei xHigh aktiviert das Modell extensive Denkprozesse, plant, prüft Kantenfälle und revidiert interne Entwürfe.

Token-Effizienz durch Training an Fehlern

Interessanterweise ist Codex-Max trotz höherer Intelligenz „token-effizienter". Das Modell wurde an „negativen Beispielen" trainiert – etwa fehlgeschlagenen CI/CD-Pipelines. Es hat gelernt, welche Pfade nicht funktionieren. Statt Trial-and-Error-Schleifen, die bei älteren Modellen Tausende von Token verbrannten, geht Codex-Max direkter vor. Analysen zeigen etwa 30% weniger „Thinking Tokens" für das gleiche Ergebnis.

Sicherheit: Was du beachten solltest

Mit der Fähigkeit, Code auszuführen und im Netzwerk zu agieren, steigen die Risiken. OpenAI hat Codex-Max unter dem internen „Preparedness Framework" evaluiert. Ein paar Punkte solltest du kennen.

Im Bereich Cybersecurity wird das Modell als „sehr fähig" eingestuft – aber noch nicht als „High Capability". Das bedeutet: Es kann Schwachstellen patchen und Sicherheitsaudits durchführen. Gleichzeitig besteht das Risiko, dass Angreifer das Modell für automatisierte Exploits nutzen. OpenAI erwartet, dass Modelle „in naher Zukunft" die Schwelle zu „High Cybersecurity" überschreiten werden.

Sandboxing ist Pflicht

Codex-Prozesse laufen standardmäßig in einer Sandbox. Der Netzwerkzugriff ist blockiert oder auf eine Allowlist beschränkt – das verhindert, dass der Agent Code an fremde Server exfiltriert. Schreibzugriffe auf kritische Systembereiche müssen oft explizit genehmigt werden. Trotzdem: Lass den Agenten niemals auf Produktivsystemen arbeiten. Docker-Container oder virtuelle Maschinen sind Pflicht.

Zugang: CLI und IDE-Integration

Codex-Max ist primär für zwei Kanäle gedacht: die Kommandozeile und die IDE. Im Browser-Chat wirst du es nicht finden – das Modell ist dort nicht vorgesehen.

Mit der Codex-CLI tippst du einfach codex „Refactor main.py to use async/await" und der Agent führt die Änderungen direkt im Dateisystem aus. In VS Code arbeitet das Modell interaktiv. Neu ist die Möglichkeit, dem Modell Zugriff auf den Terminal-Output zu geben, sodass es Fehlermeldungen direkt „sehen" und korrigieren kann. OpenAI nennt das „Deep Debugging".

Für wen lohnt sich GPT-5.1-Codex-Max?

Nach allem, was du jetzt weißt: Für wen ist Codex-Max die richtige Wahl? Die Antwort hängt stark davon ab, welche Aufgaben du lösen willst und wie viel du bereit bist zu investieren – an Zeit für die Einrichtung und an Geld für die Nutzung.

Ideale Zielgruppe

Senior Engineers und Architekten, die große Refactorings orchestrieren wollen, profitieren am meisten. Statt wochenlang manuell zu arbeiten, delegierst du an einen Agenten, der 24 Stunden durchhält. DevOps-Teams, die Infrastruktur automatisieren – besonders in Windows-Umgebungen – finden hier das beste Werkzeug. Startups, die mit kleinen Teams die Output-Menge großer Abteilungen erreichen wollen, nutzen Codex-Max als „Force Multiplier".

Weniger geeignet für

Für alltägliche Chat-Interaktionen ist Codex-Max überdimensioniert – und OpenAI rät explizit davon ab. Wer primär Frontend-Design oder UI-Arbeit macht, fährt mit Gemini 3 Pro besser. Und wenn du maximale Präzision bei isolierten Logikproblemen brauchst, bleibt Claude Opus 4.5 die erste Wahl. Codex-Max ist kein Allrounder, sondern ein Spezialist für lang laufende Backend-Aufgaben.

Fazit: Das Arbeitspferd der KI-Coding-Welt

GPT-5.1-Codex-Max markiert einen echten Wandel in der Softwareentwicklung. Statt eines Chatbots, der Snippets vorschlägt, bekommst du einen Agenten, der tagelang autonom in deiner Codebase arbeitet. Die Compaction-Technologie löst das Problem des begrenzten Kontextfensters auf elegante Weise. Die neuen Tools apply_patch und shell schließen die Lücke zwischen Vorschlagen und Handeln. Und die Preise sind so niedrig, dass 24-Stunden-Workflows erstmals wirtschaftlich tragbar werden.

Gleichzeitig ist Codex-Max nicht die beste Wahl für jede Aufgabe. Bei Bildanalyse, UI-Design und kreativer Arbeit liegt die Konkurrenz vorn. Auch bei isolierten Logikproblemen holt Claude Opus 4.5 mehr Benchmark-Punkte. Die Stärke von Codex-Max liegt woanders: Ausdauer, Konsistenz und Pragmatismus. Es ist der zuverlässige Mitarbeiter, der nachts durcharbeitet, nicht müde wird und dank aggressiver Preisgestaltung das Budget schont.

Für dich als Entwickler heißt das: Probier Codex-Max bei deinen aufwändigsten Aufgaben aus – Migrationen, große Refactorings, CI/CD-Automatisierung. Schau, ob die autonome Arbeitsweise zu deinem Workflow passt. Bei Frontend-Design oder kurzen Coding-Fragen bleib bei anderen Modellen. Die Zeiten, in denen ein Modell alles am besten konnte, sind vorbei – aber genau das macht die aktuelle KI-Landschaft so interessant.