GPT-6 Release noch in 2025?
Analyst Mark Mahaney von Evercore ISI behauptete im Oktober 2025, GPT-6 würde noch vor Jahresende erscheinen. Tech-Blogs überschlugen sich mit angeblichen Release-Daten und gefälschten Benchmarks. Jetzt macht OpenAI Schluss mit den Spekulationen: Ein Mitarbeiter des Unternehmens dementierte explizit einen Launch in 2025. Das vermeintliche Warten auf GPT-6 entpuppt sich als Luftnummer – OpenAI hatte nie einen zeitnahen Release geplant.
Die Verwirrung hat System. Während kleinere KI-Blogs wild über GPT-6 spekulieren, schweigen die großen Tech-Publikationen. The Verge, Ars Technica, Wired – keine einzige dedizierte Story. Ein klares Zeichen: Es gibt schlicht keine verifizierbaren Informationen. Die einzige offizielle Aussage stammt von Sam Altman persönlich, der im August 2025 bei CNBC sagte: "GPT-6 ist bereits unterwegs." Mehr nicht. Kein Datum, keine Timeline, keine konkreten Details.
Was Altman verriet: GPT-6 soll erweiterte Gedächtnisfunktionen bekommen. "Die Menschen wollen Erinnerung. Die Menschen wollen Produktfunktionen, die erfordern, dass wir sie verstehen können", erklärte der CEO. Nutzer sollen personalisierte Chatbots erstellen können, die individuelle Vorlieben widerspiegeln. Der Release? Irgendwann "schneller als die Lücke zwischen GPT-4 und GPT-5" – das waren 28 Monate. Eine bewusst vage Formulierung, die Raum für Interpretationen lässt.
Die Realität hinter den Kulissen
OpenAI kämpft mit fundamentalen Herausforderungen. Fortune Magazine deckte auf: Mindestens zwei große Trainingsläufe für das intern als "Orion" bezeichnete Modell scheiterten an den Erwartungen. Das später als GPT-4.5 veröffentlichte System zeigte zwar Fortschritte bei Sprachtasks, versagte aber bei Programmierung und Mathematik. Sam Altman gab im Februar 2025 zu: "GPT-4.5 ist unser letztes Nicht-Chain-of-Thought-Modell." Ein Eingeständnis, dass die bisherige Strategie an ihre Grenzen stößt.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Ein Trainingslauf für Modelle der GPT-5-Klasse kostet über 100 Millionen Dollar. Das gemeinsam mit Oracle geplante Stargate-Rechenzentrum benötigt ein Gigawatt jährliche Energiekapazität – genug für eine mittlere Großstadt. Trotzdem liefern größere Modelle nicht mehr automatisch bessere Ergebnisse. Ilya Sutskever, ehemaliger Chief Scientist bei OpenAI, warnte bereits im Dezember 2024: "Pre-Training, wie wir es kennen, wird zweifellos enden. Die Daten wachsen nicht, weil wir nur ein Internet haben."
Die Branche steht vor einem Paradigmenwechsel. Gary Marcus von der NYU formuliert es drastisch: "Mein Eindruck ist, dass sie es versucht haben und hart versucht haben, aber nichts gefunden haben, das sie zufriedenstellend finden." Yann LeCun von Meta geht noch weiter und behauptet, Transformer-Modelle wie GPT würden "niemals in der Lage sein, menschenähnliche AGI zu liefern."
Was macht OpenAI stattdessen?
Während GPT-6 in weiter Ferne liegt, ist OpenAI nicht untätig. GPT-5 kam im August 2025 als "unser bisher bestes KI-System" auf den Markt. Das Modell vereint automatisches Reasoning mit schnellen Antworten und bietet bis zu 400.000 Tokens via API. Der Empfang war gemischt – viele Nutzer beschrieben es als "kälter" und "weniger hilfreich" als GPT-4, was Nachbesserungen erforderte.
Die Hardware-Aufrüstung läuft unterdessen auf Hochtouren. Im Oktober 2024 postete OpenAI stolz Fotos der ersten NVIDIA DGX B200-Systeme. Die Stargate-Partnerschaft mit Oracle sieht über 5 Gigawatt Rechenzentrumskapazität vor. Oracle lieferte im Juni 2025 die ersten NVIDIA GB200-Racks, größere Mengen folgen 2026. Diese Investitionen zeigen: OpenAI bereitet sich auf etwas vor – nur nicht auf einen baldigen GPT-6-Launch.
Besonders aufschlussreich ist, was OpenAI NICHT tut. Die offizielle Website enthält keinerlei GPT-6-Ankündigungen, keine technische Dokumentation, keine Blog-Posts. In der API-Dokumentation: keine Spur. Bei den Job-Postings: keine GPT-6-spezifischen Stellen. Die angeblich geleakten Benchmarks, die in sozialen Medien kursieren? KI-Experte Flavio Adamo stellte klar: "Diese GPT-5-Benchmarks, die jeder repostet, sind zu 100% gefälscht."
Die Gerüchtemaschinerie läuft heiß
Die GPT-6-Spekulationen folgen einem bekannten Muster. Frühe Gerüchte über GPT-5 trafen weitgehend zu: Sommer 2025 als Release-Zeitpunkt stimmte, das vereinheitlichte Modell mit automatischem Router wurde realisiert. Diese Erfolgsquote befeuert neue Spekulationen. Doch bei GPT-6 fehlt jede Substanz.
Die Quellenlage ist eindeutig. Seriöse Publikationen wie CNBC und Bloomberg zitieren ausschließlich Altmans vage Aussagen. Der Rest? Kleinere Tech-Blogs wie Fello AI, Geeky Gadgets oder NextBigFuture, die ihre Inhalte selbst als Spekulation kennzeichnen. Fello AI gibt offen zu: "Alles über die folgenden Punkte hinaus basiert auf Rückschlüssen oder Gerüchten."
Thomas Wolf von Hugging Face bringt es auf den Punkt: "Der Branchenfokus für das nächste Jahr werden Reasoning-Modelle sein, nicht größere Basismodelle." Diese Einschätzung deckt sich mit OpenAIs eigener Strategie. Statt blind zu skalieren, experimentiert das Unternehmen mit verschiedenen Ansätzen – von GPT-4.1 über GPT-4.5 bis zu den Reasoning-Modellen o3 und o4-mini.
Der Stand der Dinge
Die Faktenlage ist ernüchternd klar. Verifiziert: GPT-5 ist seit August 2025 das neueste OpenAI-Modell. GPT-6 befindet sich in Entwicklung, wird NICHT 2025 erscheinen und soll Gedächtnis- und Personalisierungsfunktionen bieten. Sam Altman deutete an, es komme "schneller" als die 28 Monate zwischen GPT-4 und GPT-5. OpenAI baut massive Hardware-Infrastruktur auf.
Reine Spekulation: Alles andere. Die oft genannte Veröffentlichung "Anfang 2026" hat keine Basis. Konkrete technische Spezifikationen existieren nicht. Genaue Trainings-Timelines sind unbekannt. Selbst die spezifischen Fähigkeiten jenseits von "Gedächtnis" bleiben nebulös.
Widerlegt: Eine Veröffentlichung 2025 wurde explizit dementiert. Alle geleakten Benchmarks sind Fälschungen. Konkrete Release-Termine existieren nicht.
Wer auf GPT-6 wartet, sollte sich in Geduld üben. OpenAI hat nie einen baldigen Release versprochen – die Aufregung um 2025 war von Anfang an unbegründet. Die wenigen offiziellen Statements bleiben bewusst unkonkret. Bis zur tatsächlichen Ankündigung hilft nur eins: Abwarten und Spekulationen ignorieren. Die Geschichte zeigt: Wenn OpenAI wirklich etwas zu verkünden hat, dann tun sie es. Bis dahin ist alles nur heiße Luft.